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Allgemein Bahn Nachhaltiges Reisen

“Viaggiatori no limits”: Auf Schienen ins südlichste Sardinien (3)

Mit der Fähre von Genua nach Arbatax, und mit dem kleinen grünen Zug weiter nach Cagliari…
Kurz weggedöst, ziehen plötzlich grüne Berge und hohe Felsen am Bullauge vorbei. Wir passieren die aufregende Steilküste der Ogliastra mit ihren Klippen, Grotten und dem smaragdgrünen Meer. Sa Pedra Longa, später den Strand von Santa Maria Navarese. Hier und da sticht in der Ferne ein Ausflugsschiff in See.

Die berühmten roten Felsen von Arbatax tauchen nur wenige Momente später auf, kurz bevor wir anlegen. Die Ogliastra ist zauberhaft, es weht immer eine frische Seebrise und gerne würde man hier ein paar Wochen Urlaub verbringen. In der Hafenbar bestellen wir zwei kühle Ichnusa und erkundigen uns nach dem Hotel. „La vecchia marina?“ fragen alle verwundert, sind aber sehr hilfsbereit. Kurz darauf fährt uns Giuseppe in die Via Praga, wo wir erstmal einchecken.

Nur dreihundert Meter vom schönen Strand „Porto Frailis“ logieren wir in einem wunderschönen, preiswerten kleinen Hotel mit 21 Zimmern in einer ehemaligen Papierfabrik. Zu unserem Erstaunen erwartet uns eine kleine elegante Maisonette Wohnung mit Loggia, Minibar und WLAN. Nach einem erfrischenden Bad im Meer besichtigen wir die „Rocce Rosse“, die berühmten roten Felsen von Arbatax. Meeresluft macht hungrig. Zeit fürs Abendessen.

sardinien_anreise32Unser Hotel hat uns auch einen Geheimtipp für ein ausgezeichnetes Restaurant. Im „La Baia“ sind schon viele Tische besetzt. Nach einer herrlichen gemischten Fischplatte mit frischem Fisch und Meeresfrüchten wird uns noch ein riesiges, köstliches Steak serviert. Dazu ein Liter Hauswein um sieben Euro. Zwei ausgehungerte Reisende waren wunschlos glücklich. Und erhielten noch Ermässigung. So lässt es sich leben. Italien kann doch auch so günstig sein. Wir kommen wieder zu Kräften für den nächsten Tag. Ein weiteres Highlight steht uns bevor: Die Fahrt mit dem Trenino Verde. Wir werden die vielfach „Schönste Zuglinie der Welt“ genannte Strecke Arbatax-Mandas erleben, noch einmal hoch in die Berge fahren, und dann weiter nach Cagliari und fast bis an die südlichste Spitze Sardiniens.

Der kleine grüne Zug

Um Punkt acht Uhr steht der „kleine grüne Zug“ am Bahnhof von Arbatax zur Abfahrt bereit. Zu unserer Überraschung erwartet uns nicht ein Triebwagen, sondern wir bekommen nostalgische Wagons und eine Lok. Fast fünfeinhalb Stunden dauert die 159 Kilometer lange Fahrt auf 950 mm „Italienischer Meterspur“ durch die grandiose Berglandschaft, auf der zum höchsten Punkt in Anulu (865 Meter ü.M.) etliche Höhenmeter überwunden werden. Mit Pecorino, Landwein und Wildschweinsalami bewaffnet machen wir uns auf die Reise.

_sardinien_large_2Bis Lanusei klettern wir vorbei an Kakteen und gekitzelt von Oleandersträuchern schon auf 573 Meter über dem Meer. Etwas später durchquert der Zug einen Kehrtunnel. Kurz darauf ist auch schon Arzana (854 Meter ü.M.) erreicht, ein Ausgangspunkt in die Berge. Viele Wanderer und Biker steigen aus. Eine Mountainbike-Schule ist am Ort, welche die besten Trails kennt.

„Viaggiatori no limits“

Ein imposanter Viadukt und Tunnel folgt auf den nächsten. Blicke schweifen weit hinaus in die Bergkette des Gennargentu. Es folgen Ussassai und, umgeben von jahrhundertealten Eichen, ein Halt mitten im Grünen: Der Bergbahnhof Niala. Hier zeigt sich Sardinien von seiner grünsten Seite. Beliebt sind Wanderungen im Naturpark Montarbu, einer der landschaftlichen Schmuckstücke Sardiniens, in dem man schroffe Felswände und quellenreiche, dichte Wälder findet. Weiter geht die Fahrt zum Lago del Flumendosa, dem höchstgelegenen See Sardiniens, welchen wir über einen neugebauten Viadukt überqueren. Reste der alten eingestürzten Brücke sind noch zu sehen. Kurz darauf hält der Zug auf freier Strecke. Wieder steigen Wanderer aus. Auf einer alten Olivenpresse werden ihnen Carta da Musica (das Notenblättern nachempfundene sardische Brot), Pecorino, Speck und Cannonau gereicht.

Nun fahren nur noch wenige mit. Daher wird der folgende Abschnitt wohl etwas stiefmütterlich behandelt. Den meisten Reisenden reicht ein Tagesausflug von Arbatax in die Berge und wieder zurück. Nicos Miene verfinstert sich. Die Schienen rattern ja immer lauter. Neben den Gleisen liegen schon die neuen. Da ist aber noch Reparaturbedarf, und noch eine Stunde bis Mandas. Im Zugbegleitbüchlein steht: Die Reise über die gesamte Zugstrecke eignet sich nur für „viaggiatori no limits.“ Stimmt.

sardinien_anreise50Beinahe pünktlich rollen wir dann aber doch in Mandas ein. Noch sind wir nicht am Ziel. Jetzt sind es noch knapp 60 Kilometer bis Cagliari. Der kleine grüne Zug bringt uns dorthin. Das heisst fast. In Monserrato steigen wir in die Stadtbahn. Wir haben Cagliari erreicht. Das war ein Erlebnis fürs Leben. Dabei beginnt ja eigentlich gerade erst unser Urlaub im südlichsten Sardinien.

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“Viaggiatori no limits”: Auf Schienen ins südlichste Sardinien (3)

Mit der Fähre von Genua nach Arbatax, und mit dem kleinen grünen Zug weiter nach Cagliari…
Kurz weggedöst, ziehen plötzlich grüne Berge und hohe Felsen am Bullauge vorbei. Wir passieren die aufregende Steilküste der Ogliastra mit ihren Klippen, Grotten und dem smaragdgrünen Meer. Sa Pedra Longa, später den Strand von Santa Maria Navarese. Hier und da sticht in der Ferne ein Ausflugsschiff in See.

Die berühmten roten Felsen von Arbatax tauchen nur wenige Momente später auf, kurz bevor wir anlegen. Die Ogliastra ist zauberhaft, es weht immer eine frische Seebrise und gerne würde man hier ein paar Wochen Urlaub verbringen. In der Hafenbar bestellen wir zwei kühle Ichnusa und erkundigen uns nach dem Hotel. „La vecchia marina?“ fragen alle verwundert, sind aber sehr hilfsbereit. Kurz darauf fährt uns Giuseppe in die Via Praga, wo wir erstmal einchecken.

Nur dreihundert Meter vom schönen Strand „Porto Frailis“ logieren wir in einem wunderschönen, preiswerten kleinen Hotel mit 21 Zimmern in einer ehemaligen Papierfabrik. Zu unserem Erstaunen erwartet uns eine kleine elegante Maisonette Wohnung mit Loggia, Minibar und WLAN. Nach einem erfrischenden Bad im Meer besichtigen wir die „Rocce Rosse“, die berühmten roten Felsen von Arbatax. Meeresluft macht hungrig. Zeit fürs Abendessen.

sardinien_anreise32Unser Hotel hat uns auch einen Geheimtipp für ein ausgezeichnetes Restaurant. Im „La Baia“ sind schon viele Tische besetzt. Nach einer herrlichen gemischten Fischplatte mit frischem Fisch und Meeresfrüchten wird uns noch ein riesiges, köstliches Steak serviert. Dazu ein Liter Hauswein um sieben Euro. Zwei ausgehungerte Reisende waren wunschlos glücklich. Und erhielten noch Ermässigung. So lässt es sich leben. Italien kann doch auch so günstig sein. Wir kommen wieder zu Kräften für den nächsten Tag. Ein weiteres Highlight steht uns bevor: Die Fahrt mit dem Trenino Verde. Wir werden die vielfach „Schönste Zuglinie der Welt“ genannte Strecke Arbatax-Mandas erleben, noch einmal hoch in die Berge fahren, und dann weiter nach Cagliari und fast bis an die südlichste Spitze Sardiniens.

Der kleine grüne Zug

Um Punkt acht Uhr steht der „kleine grüne Zug“ am Bahnhof von Arbatax zur Abfahrt bereit. Zu unserer Überraschung erwartet uns nicht ein Triebwagen, sondern wir bekommen nostalgische Wagons und eine Lok. Fast fünfeinhalb Stunden dauert die 159 Kilometer lange Fahrt auf 950 mm „Italienischer Meterspur“ durch die grandiose Berglandschaft, auf der zum höchsten Punkt in Anulu (865 Meter ü.M.) etliche Höhenmeter überwunden werden. Mit Pecorino, Landwein und Wildschweinsalami bewaffnet machen wir uns auf die Reise.

_sardinien_large_2Bis Lanusei klettern wir vorbei an Kakteen und gekitzelt von Oleandersträuchern schon auf 573 Meter über dem Meer. Etwas später durchquert der Zug einen Kehrtunnel. Kurz darauf ist auch schon Arzana (854 Meter ü.M.) erreicht, ein Ausgangspunkt in die Berge. Viele Wanderer und Biker steigen aus. Eine Mountainbike-Schule ist am Ort, welche die besten Trails kennt.

„Viaggiatori no limits“

Ein imposanter Viadukt und Tunnel folgt auf den nächsten. Blicke schweifen weit hinaus in die Bergkette des Gennargentu. Es folgen Ussassai und, umgeben von jahrhundertealten Eichen, ein Halt mitten im Grünen: Der Bergbahnhof Niala. Hier zeigt sich Sardinien von seiner grünsten Seite. Beliebt sind Wanderungen im Naturpark Montarbu, einer der landschaftlichen Schmuckstücke Sardiniens, in dem man schroffe Felswände und quellenreiche, dichte Wälder findet. Weiter geht die Fahrt zum Lago del Flumendosa, dem höchstgelegenen See Sardiniens, welchen wir über einen neugebauten Viadukt überqueren. Reste der alten eingestürzten Brücke sind noch zu sehen. Kurz darauf hält der Zug auf freier Strecke. Wieder steigen Wanderer aus. Auf einer alten Olivenpresse werden ihnen Carta da Musica (das Notenblättern nachempfundene sardische Brot), Pecorino, Speck und Cannonau gereicht.

Nun fahren nur noch wenige mit. Daher wird der folgende Abschnitt wohl etwas stiefmütterlich behandelt. Den meisten Reisenden reicht ein Tagesausflug von Arbatax in die Berge und wieder zurück. Nicos Miene verfinstert sich. Die Schienen rattern ja immer lauter. Neben den Gleisen liegen schon die neuen. Da ist aber noch Reparaturbedarf, und noch eine Stunde bis Mandas. Im Zugbegleitbüchlein steht: Die Reise über die gesamte Zugstrecke eignet sich nur für „viaggiatori no limits.“ Stimmt.

sardinien_anreise50Beinahe pünktlich rollen wir dann aber doch in Mandas ein. Noch sind wir nicht am Ziel. Jetzt sind es noch knapp 60 Kilometer bis Cagliari. Der kleine grüne Zug bringt uns dorthin. Das heisst fast. In Monserrato steigen wir in die Stadtbahn. Wir haben Cagliari erreicht. Das war ein Erlebnis fürs Leben. Dabei beginnt ja eigentlich gerade erst unser Urlaub im südlichsten Sardinien.

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