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Zimba – Königliche Spitze in Vorarlberg

Wer Vorarlberger ist oder einfach nur hier zu Gast, wer gerne hoch hinaus will, und wer sich Schwindelsicher fühlt, der sollte auf alle Fälle eine Besteigung der Zimba (2643) in Realität umsetzten!

Die Zimba als „Muss“ einzustufen, dafür gibt es mehrere Gründe. Einer davon ist ein sehr abwechslungsreicher Auf- und Abstieg, weiters benötigt man eine große Portion Schwindelfreiheit und sollte sich im Handling mit diversen Seiltechniken eher sicher sein (ansonsten ist ein Guide sinnvoll) und ganz oben lässt vor allem die Aussicht das Bergsteigerherz höher schlagen. Jetzt aber mal von Anfang an…

P1010335Gestartet wurde in aller Früh von Vandans weg mit dem Bus ins Rellstall (1.500m). Von dort läuft man in gut einer, bis eineinhalb Stunden auf die Heinrich-Hueter-Hütte (1.766m). Mittlerweile hat sich eingebürgert, dass man ein Zustieg zur Hütte einen Tag vorher macht, um sich diesen Marsch am „Zimba-Besteigungstag“ zu ersparen, das wird meiner Meinung nach überbewertet und ist absolut nicht notwendig. Die gemächliche Wanderung zur Hütte kann man als angenehme „Aufwärmstrecke“ sehen. Obwohl es sicherlich sehr schön ist, mit einem gigantischen Blick auf die Zimba beim Frühstück zu sitzen.

Von der Hütte ging es weiter gut 2,5 Stunden auf das Joch der Zimba (Zimbajoch, 2387 m). Von dort kann man die Zimba über den Normalweg am Westgrad besteigen. Nach einer kurzen Pause, machten wir uns bereit die letzten 300 Meter in Angriff zu nehmen. Wir zogen unsere Gurte an, „schnallten“ uns das 50 Meter Doppelseil um und mit genügend Material zur Fixierung der „Kletterstellen“, sowie zum Abseilen starteten wir. Meine Mutter ließen wir im Joch zurück, der Aufstieg – der nicht ganz leicht und ziemlich ausgesetzt ist – hatte ihr gereicht. Sie wartete lieber in sicherem Gelände bis wir wiederkamen.

P1010336Schon am Beginn des „Kletterparts“ kamen uns mehrere Seilschaften entgegen. Alle unter Führung Professioneller (Bergführer). Sprüche wie „Ach, ihr seid aber spät“. „Uij, euer Seil ist aber lange“ oder „Da oben ist es schweinekalt, macht dass ihr schnell wieder runter kommt“, „motivierten“ uns so richtig.
Die ersten paar Meter kann man gut am laufenden Seil gehen. Nach oben hin, wird es selbstverständlich immer etwas ausgesetzter und luftiger. Die anspruchsvollste Stelle – im Normalweg ist die Sohmplatte (diese kann man anscheinend auch umgehen). Eine kurze drei Meter Kletterstelle im 4ten Schwierigkeitsgrad, die gut eingebohrt auch mit Bergschuhen keine Probleme bereitet. Gu hatte für die Stelle trotzdem seine Kletterschuhe angezogen, und wäre am liebsten eine Variante gerade nach oben zum Gipfel geklettert. Das mussten wir aber wegen seiner Mama im Schlepptau unterlassen (zum Glück! War ganz schön froh darüber, hier nicht ne Erstbegehung durchs brüchige Gelände zu versuchen). Der Aufstieg verlief alles in allem problemlos. Wir kamen zwar eher langsam voran. Was aber bestimmt daran liegt, dass wir nicht unbedingt Profis im „alpinen Bergsteigen“ sind.

P1010348Oben angekommen genossen wir ein unglaubliches Ambiente. Der Blick über die schweizerischen und österreichischen Alpen erfüllte uns mit uns Stolz und Glücksgefühlen. Auch ein kleines Schnäppschen wurde uns von der Bergrettung gegönnt, die zeitgleich über die Ostvariante die Zimba bestiegen.
Wir waren also nicht die Letzten auf der Zimba, und kalt war es auch nicht oben – also paperlapapp, Morgenstund hat halt nicht immer nur Gold im Mund.
Der Weg nach unten gestaltete sich als gleich schwierig und langwierig wie der Weg nach oben. Die Seile waren etwas zu lang und das Seilhandling dauerte dementsprechend. Dafür war es praktisch um die Sohmplatte an einem Stück abzuseilen, was nur möglich ist, wenn man ein langes Seil dabei hat.

Nach vier Stunden endlich zurück im Zimbajoch war meine Mutter überglücklich, dass wir unbeschadet festen Boden unter den Füßen erreicht hatten. Die ganze Zeit über hatte sie mit Herzrasen unser semi-professionelles Treiben beobachtet, sie war wohl fertiger als wir alle zusammen.

Zurück ins Tal wurde nun die Variante über Norden zur Sarotlahütte (1611m) gewählt. Abgesehen davon, dass es ziemlich lange, ziemlich steil über ein „Schutthang“ geht, war dieser Weg unproblematisch. So empfehle ich jedem Stöcke, der es an den Knien hat. Mein Problem war ein anderes: ich hatte keine Bergschuhe, sondern nur leichte Trekkingschuhe an, weshalb meine Zehen vom langen Bergabgehen ziemlich zu schmerzen begannen. Dass ich für meine Wahl der Schuhe bestraft werden sollte, wurde mir bei jedem Schritt immer mehr und mehr bewusst (eine Nagelbettentzündung war das Resümee am nächsten Tag).
Nach zwei Stunden Abstieg übers wegsame Geröll erreichten wir die Sarotlahütte. Hier hätte ich gerne übernachtet so müde war ich bereits, das war aber nicht geplant und so wurde nur Zwischenstopp eingelegt. Um tapfer und motiviert zu bleiben, gönnten wir uns dafür einen leckeren Nussschnapps.

P1010365Weitere zwei bis drei Stunden runterlaufen, warteten auf meine ohnehin schon demolierten Zehenspitzen und schmerzenden Knie. Das Ziel war Brand. Und es rentierte sich, weiter zu gehen. Der Marsch dorthin war einfach unglaublich. Ein Wald wie man ihn sich in Märchen vorstellt. Hohe Farne, ein Bächlein mit Wasserfall, idyllische Plätzchen – ein zauberhafter Weg, der fast über meine Schmerzen hinwegtäuschte. Zwar eben nur fast, aber immerhin.
Nach mehr als 12 eindrücklichen Stunden, und mehr als 2800 Metern Höhenunterschied kamen wir endlich in Brand an. Total erschöpft, aber überglücklich über eine solch schöne, und auch lange Tour, geleitete uns der letzte Bus ins Tal nach Bludenz!

Bemerkungen:
Würde ich die Zimba Tour nochmal planen, würde ich einen genussvollen Aufstieg zur Sarotlahütte wählen, dort übernachten und am nächsten Tag die Zimbabesteigung in Angriff nehmen.

Auf alle Fälle ist die Variante über den Normalweg am Westgrad am geeignetsten, da sich der östliche Weg als relativ brüchig und dadurch umso gefährlicher entpuppt. Auch rein optisch sei der östliche nicht so empfehlenswert.

Für nicht so geübte ist ein Bergführer empfehlenswert. Hier ist nicht nur Trittsicherheit, sondern auch Know-How im Seilhandling gefragt. Dass man Klettern kann, ist, wenn man vorangeht, definitiv kein Nachteil.

Auf den Hütten (Sarotlahütte und Heinrich-Hueter-Hütte) sollte man am Besten vorab nach einer Übernachtungsgelegenheit fragen. Zur Hauptsaison können diese Restlos ausgebucht sein.

INFO

Empfohlener Reiseführer

Facts
Die Zimba gehört zum Massiv des Rätikons. Ihr Gipfel (2643m) ist Teil der Vandanser Steinwand und liegt zwischen den Grenzen der Gemeinden Vandans und Brand.
Schon 1848 wurde die Zimba von Anton Neier erstbestiegen.

“Gastbeitrag von Martina Scheichl”

 

 

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Zimba – Königliche Spitze in Vorarlberg

Wer Vorarlberger ist oder einfach nur hier zu Gast, wer gerne hoch hinaus will, und wer sich Schwindelsicher fühlt, der sollte auf alle Fälle eine Besteigung der Zimba (2643) in Realität umsetzten!

Die Zimba als „Muss“ einzustufen, dafür gibt es mehrere Gründe. Einer davon ist ein sehr abwechslungsreicher Auf- und Abstieg, weiters benötigt man eine große Portion Schwindelfreiheit und sollte sich im Handling mit diversen Seiltechniken eher sicher sein (ansonsten ist ein Guide sinnvoll) und ganz oben lässt vor allem die Aussicht das Bergsteigerherz höher schlagen. Jetzt aber mal von Anfang an…

P1010335Gestartet wurde in aller Früh von Vandans weg mit dem Bus ins Rellstall (1.500m). Von dort läuft man in gut einer, bis eineinhalb Stunden auf die Heinrich-Hueter-Hütte (1.766m). Mittlerweile hat sich eingebürgert, dass man ein Zustieg zur Hütte einen Tag vorher macht, um sich diesen Marsch am „Zimba-Besteigungstag“ zu ersparen, das wird meiner Meinung nach überbewertet und ist absolut nicht notwendig. Die gemächliche Wanderung zur Hütte kann man als angenehme „Aufwärmstrecke“ sehen. Obwohl es sicherlich sehr schön ist, mit einem gigantischen Blick auf die Zimba beim Frühstück zu sitzen.

Von der Hütte ging es weiter gut 2,5 Stunden auf das Joch der Zimba (Zimbajoch, 2387 m). Von dort kann man die Zimba über den Normalweg am Westgrad besteigen. Nach einer kurzen Pause, machten wir uns bereit die letzten 300 Meter in Angriff zu nehmen. Wir zogen unsere Gurte an, „schnallten“ uns das 50 Meter Doppelseil um und mit genügend Material zur Fixierung der „Kletterstellen“, sowie zum Abseilen starteten wir. Meine Mutter ließen wir im Joch zurück, der Aufstieg – der nicht ganz leicht und ziemlich ausgesetzt ist – hatte ihr gereicht. Sie wartete lieber in sicherem Gelände bis wir wiederkamen.

P1010336Schon am Beginn des „Kletterparts“ kamen uns mehrere Seilschaften entgegen. Alle unter Führung Professioneller (Bergführer). Sprüche wie „Ach, ihr seid aber spät“. „Uij, euer Seil ist aber lange“ oder „Da oben ist es schweinekalt, macht dass ihr schnell wieder runter kommt“, „motivierten“ uns so richtig.
Die ersten paar Meter kann man gut am laufenden Seil gehen. Nach oben hin, wird es selbstverständlich immer etwas ausgesetzter und luftiger. Die anspruchsvollste Stelle – im Normalweg ist die Sohmplatte (diese kann man anscheinend auch umgehen). Eine kurze drei Meter Kletterstelle im 4ten Schwierigkeitsgrad, die gut eingebohrt auch mit Bergschuhen keine Probleme bereitet. Gu hatte für die Stelle trotzdem seine Kletterschuhe angezogen, und wäre am liebsten eine Variante gerade nach oben zum Gipfel geklettert. Das mussten wir aber wegen seiner Mama im Schlepptau unterlassen (zum Glück! War ganz schön froh darüber, hier nicht ne Erstbegehung durchs brüchige Gelände zu versuchen). Der Aufstieg verlief alles in allem problemlos. Wir kamen zwar eher langsam voran. Was aber bestimmt daran liegt, dass wir nicht unbedingt Profis im „alpinen Bergsteigen“ sind.

P1010348Oben angekommen genossen wir ein unglaubliches Ambiente. Der Blick über die schweizerischen und österreichischen Alpen erfüllte uns mit uns Stolz und Glücksgefühlen. Auch ein kleines Schnäppschen wurde uns von der Bergrettung gegönnt, die zeitgleich über die Ostvariante die Zimba bestiegen.
Wir waren also nicht die Letzten auf der Zimba, und kalt war es auch nicht oben – also paperlapapp, Morgenstund hat halt nicht immer nur Gold im Mund.
Der Weg nach unten gestaltete sich als gleich schwierig und langwierig wie der Weg nach oben. Die Seile waren etwas zu lang und das Seilhandling dauerte dementsprechend. Dafür war es praktisch um die Sohmplatte an einem Stück abzuseilen, was nur möglich ist, wenn man ein langes Seil dabei hat.

Nach vier Stunden endlich zurück im Zimbajoch war meine Mutter überglücklich, dass wir unbeschadet festen Boden unter den Füßen erreicht hatten. Die ganze Zeit über hatte sie mit Herzrasen unser semi-professionelles Treiben beobachtet, sie war wohl fertiger als wir alle zusammen.

Zurück ins Tal wurde nun die Variante über Norden zur Sarotlahütte (1611m) gewählt. Abgesehen davon, dass es ziemlich lange, ziemlich steil über ein „Schutthang“ geht, war dieser Weg unproblematisch. So empfehle ich jedem Stöcke, der es an den Knien hat. Mein Problem war ein anderes: ich hatte keine Bergschuhe, sondern nur leichte Trekkingschuhe an, weshalb meine Zehen vom langen Bergabgehen ziemlich zu schmerzen begannen. Dass ich für meine Wahl der Schuhe bestraft werden sollte, wurde mir bei jedem Schritt immer mehr und mehr bewusst (eine Nagelbettentzündung war das Resümee am nächsten Tag).
Nach zwei Stunden Abstieg übers wegsame Geröll erreichten wir die Sarotlahütte. Hier hätte ich gerne übernachtet so müde war ich bereits, das war aber nicht geplant und so wurde nur Zwischenstopp eingelegt. Um tapfer und motiviert zu bleiben, gönnten wir uns dafür einen leckeren Nussschnapps.

P1010365Weitere zwei bis drei Stunden runterlaufen, warteten auf meine ohnehin schon demolierten Zehenspitzen und schmerzenden Knie. Das Ziel war Brand. Und es rentierte sich, weiter zu gehen. Der Marsch dorthin war einfach unglaublich. Ein Wald wie man ihn sich in Märchen vorstellt. Hohe Farne, ein Bächlein mit Wasserfall, idyllische Plätzchen – ein zauberhafter Weg, der fast über meine Schmerzen hinwegtäuschte. Zwar eben nur fast, aber immerhin.
Nach mehr als 12 eindrücklichen Stunden, und mehr als 2800 Metern Höhenunterschied kamen wir endlich in Brand an. Total erschöpft, aber überglücklich über eine solch schöne, und auch lange Tour, geleitete uns der letzte Bus ins Tal nach Bludenz!

Bemerkungen:
Würde ich die Zimba Tour nochmal planen, würde ich einen genussvollen Aufstieg zur Sarotlahütte wählen, dort übernachten und am nächsten Tag die Zimbabesteigung in Angriff nehmen.

Auf alle Fälle ist die Variante über den Normalweg am Westgrad am geeignetsten, da sich der östliche Weg als relativ brüchig und dadurch umso gefährlicher entpuppt. Auch rein optisch sei der östliche nicht so empfehlenswert.

Für nicht so geübte ist ein Bergführer empfehlenswert. Hier ist nicht nur Trittsicherheit, sondern auch Know-How im Seilhandling gefragt. Dass man Klettern kann, ist, wenn man vorangeht, definitiv kein Nachteil.

Auf den Hütten (Sarotlahütte und Heinrich-Hueter-Hütte) sollte man am Besten vorab nach einer Übernachtungsgelegenheit fragen. Zur Hauptsaison können diese Restlos ausgebucht sein.

INFO

Empfohlener Reiseführer

Facts
Die Zimba gehört zum Massiv des Rätikons. Ihr Gipfel (2643m) ist Teil der Vandanser Steinwand und liegt zwischen den Grenzen der Gemeinden Vandans und Brand.
Schon 1848 wurde die Zimba von Anton Neier erstbestiegen.

“Gastbeitrag von Martina Scheichl”

 

 

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