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Augenblicke einer Weltreise – „56.000 km – 3 Kontinente- 20 Monate im Orangetrotter Bulli“

Mit einem VW-Bus von Deutschland nach Australien: Helga Negele und Jürgen Dommer haben sich einen Traum erfüllt und helfen mit ihren Vorträgen bei sozialen Projekten.
Einfach nach einer stressigen Arbeitswoche seine sieben Sachen packen und dem Alltag entfliehen. Einfach alles hinter sich lassen und gehen, wohin einen der Weg führt. Für viele nicht mehr als ein Traum. Ist doch der Schritt, alles hinter sich zu lassen schlicht zu groß.

Helga Negele und Jürgen Dommer haben sich dieser Herausforderung gestellt und in 20 Monaten mit ihrem 30 Jahre alten orangefarbenen VW Bus insgesamt 19 Länder durchquert. Über Indien, Nepal, Tibet/China, Laos, Thailand, Kambodscha, Malaysia und Singapur geht es mittels Schiff Richtung Darwin 20.000 Kilometer durch die Weiten Australiens.

Am Ziel
Ayers Rock: Helga und Jürgen am Ziel

Doch erst einmal von vorne: Im Jahre 2008 entschließen sich die Reisehungrigen nahezu spontan dazu, diese Reise anzutreten. Sie wollten etwas Verrücktes tun, etwas Neues sehen, einfach den Alltag hinter sich lassen, in den VW-Bus steigen und um die Welt fahren: „Eines Tages kam Jürgen frustriert von der Arbeit nach Hause und meinte: ‚Warum steigen wir nicht einfach in unseren VW-Bus und fahren los, einfach immer weiter“, schildert Helga den Grundstein der Reise und fügt hinzu: „Obwohl ich nicht so spontan und risikobereit bin, war ich von dieser Idee gleich angetan.“ Seit dem Moment konnte die beiden niemand von ihrem Vorhaben abbringen. Am liebsten wären Helga und Jürgen am nächsten Tag der Sonne entgegen gefahren.

Ihr 30 Jahre alter Bulli musste allerdings noch aufgerüstet werden – Ladeluftkühlung und Ölkühlung wurden erneuert, Solarpanelen auf dem Dach montiert sowie eine Vakuum-Toilette, eine Außendusche und eine Gasheizung installiert. Pilotensitze mit Armlehnen sorgten für den zusätzlichen Komfort. Heute überzeugt der Turbo-Diesel mit 5-Gang-Getriebe und konnte es mühelos mit den Strecken der Welt aufnehmen.

Doch so einfach machte es ihnen der VW-Bulli, auch liebevoll „Orangetrotter“ genannt, nicht. Denn: Während einer Probefahrt durch die Schweiz sind Helga und Jürgen kurz unachtsam, kommen von der Fahrbahn ab und fallen einen fünf Meter tiefen Abhang hinunter. Beide sind wohlauf, aber der Bulli ein Totalschaden. „Im ersten Moment dachten wir, dass es zu Ende ist, bevor es angefangen hat“, erinnern sich Helga und Jürgen. Doch von aufgeben keine Spur. Der Traum der Weltreise war zu verlockend und eine riesige Weltkarte an der Wohnzimmerwand ermutigte sie immer wieder.

Nach einiger Zeit hatte der Arbeitsvorbereiter bei einem der größten deutschen Wohnmobilhersteller das Fahrzeug fit gemacht. Kurzerhand wurden Jobs und Wohnung gekündigt, die wichtigsten Habseligkeiten bei Freunden untergestellt und einiges verkauft. Weiter wurden Visa für Iran, Pakistan und Indien beantragt, bevor es dann im Jahre 2009 von Memmingen endlich auf die Reise ging.

Im Gegensatz zu vielen anderen war Helga und Jürgen schon vor der Abreise klar: „Wir wollen nicht bloß reisen, sondern Bedürftigen helfen“. Von der Firma GEFRO wurden sie mit einer vierstelligen Summe gesponsert, mit der beispielsweise das Projekt „C.H.O.I.C.E“ in Kambodscha unterstützt wird, welches die beiden auf ihrer Reise kennen lernten.

Iran_Helga_schlie_t_Freundschaft
Iran – Helga schließt Freundschaft

Während die ersten Kilometer noch durch vertraute Länder in Europa führten, mussten sie im weiteren Verlauf der Reise auch Länder wie Iran und Pakistan passieren. Besonders diese Länder werden in den deutschsprachigen Medien in den vergangenen Jahren meist nur als gefährlich eingestuft. Angst hatten Helga und Jürgen trotz etlicher Warnungen nicht. Im Gegenteil: „Die Gastfreundschaft und die enorme Herzlichkeit im Iran sind überwältigend. Das Picknick mit einer iranischen Familie am Urmia Salzsee werden wir niemals vergessen“, schwärmt Jürgen.

Trotz der positiven Ereignisse lassen die negativen aber auch nicht lange auf sich warten. Knifflig wurde es bei der Ein- und Durchreise Pakistans. „Auf dem Weg nach Pakistan wurden wir auf dem letzten Teilstück des Iran schon von einer iranischen Polizeieskorte begleitet. In Pakistan begleitete uns ebenso eine Eskorte. Das ist ein komisches Gefühl, weil wir nicht einschätzen konnten, ob wir uns in Gefahr befinden oder nicht“, so Helga, die an der Kundeninformation eines Holzgroßhandels arbeitet. Der Höhepunkt war eine Übernachtung in einem Gefängnis. „In der Situation hatte ich schon Angst. Einfach aufstehen und gehen konnten wir allerdings nicht. Der nächste Flieger wartete schließlich nicht gleich an der nächsten Ecke“, erinnert sich Jürgen.

Auch nach dieser Grenzerfahrung und einer defekten Dieselpumpe auf 4000 Metern Höhe in Tibet, weit ab jeglicher Zivilisation, hatten die beiden nicht eine Sekunde über einen Abbruch der Reise nachgedacht. Im Gegenteil: Traten Probleme auf, so galt es, diese zu lösen. Wie sagt man so schön: „Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“ – so auch bei Helga und Jürgen. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich immer eine Lösung gefunden, beziehungsweise jemand, der das „Problem“ beheben kann.

In Indien sahen Helga und Jürgen das Elend direkt auf der Straße, wollten helfen, wie sie es sich in Deutschland vorgenommen haben. So einfach war das allerdings nicht. Jürgen erinnert sich noch gut an ein einschneidendes Erlebnis: „In Kathmandu wollten wir einigen Obdachlosen, die vom „Klebstoffschnüffeln“ ganz benebelt waren, etwas Gutes tun und haben in einer Bäckerei zwei große Tüten Gebäck gekauft und wollten es gerecht verteilen. Die Kinder und Jugendlichen haben sich hingegen darauf gestürzt, einer ist sogar mit einer Tüte weggerannt. Hier haben wir gemerkt, dass es bei den Menschen ums Überleben geht und man nicht einfach helfen kann.“

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Mit dem Bulli über den Himalaya nach Tibet

Weiter führte sie der Weg nach Nepal, wo sie weitere Reisende kennenlernen und beschließen, gemeinsam ins „Schmetterlingstal“ und über den Himalaya nach Tibet zu fahren. Laut den Bulli-Liebhabern ist es ein unbeschreibliches Gefühl auf einem Fünftausender zu stehen, den Blick in die Ferne schweifen zu lassen, während die Gebetsfahnen im Hintergrund wehen und die klare Luft einzuatmen. Das Unfassbare sei aber immer wieder der Gedanke, „dass wir das alles mit unserem VW-Bulli gemeistert haben.“ Wie die beiden die Wahl ihres „Orangetrotters“ trafen, kam nicht von ungefähr, war er in ihren Augen doch sehr stabil und vor allem volksnah. „Man kann unwahrscheinlich schnell Kontakte knüpfen und wenn es einem einmal zu viel wird, dann zieht man die Schiebetür zu“, so Helga über ihr knallorangenes Heim. Ursprünglich hatte Jürgen den Bulli im Jahr 2000 als Transportmittel seines Motorrads KTM-Enduro gekauft. Zu dieser Zeit war er Rennen gefahren und wollte sich nicht ständig einen Platz zum Schlafen suchen.

Tonle Sap Kambodscha
Tonle Sap Kambodscha

In Südostasien angekommen wurden die Globetrotter vom tropischem Klima empfangen. Sie erkundeten Laos und lebten eine Woche im Tigertempel in Thailand nahe Bangkok bei Kanchanaburi, wurden von Mönchen in ihrem Kloster willkommen geheißen und frühstückten mit ihnen. Doch dann gab es einen herben Rückschlag: Jürgen wird dreimal von einer Biene gestochen und erleidet einen allergischen Schock. Er entkommt nur knapp einem Herzstillstand. „In diesem Moment habe ich mein Leben an mir vorbeiziehen sehen. Dachte aber auch: Wenn es jetzt vorbei ist, dann soll es so sein, aber ich habe meinen größten Traum erfüllt und mein Leben gelebt“, fasst Jürgen seine Gedanken zusammen.

in China
Junge in China

Auch nach diesem Erlebnis denken sie nicht an einen Rückflug, wie Helga erzählt: „Auch derartige Erlebnisse gehören zu so einem Trip dazu. Es sind Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Hat man das geschafft, sind sie im Nachhinein betrachtet nicht mehr schlimm, sondern bereichernd.“ Für die Mitarbeiterin eines Holzgroßhandels gehört es zum Alltag, dass jeden Tag etwas Unvorhergesehenes passieren kann. Doch genau das sei das Aufregende.

In Kambodscha schließen sich die Memminger der Organisation „C.H.O.I.C.E“ an, einer Gruppe australischer Auswanderer, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, sich für die Ärmsten einzusetzen. Sie gingen gemeinsam einkaufen und schnürten Essenspakete, die sie vor der Stadt Phnom Phen verteilten.

In Singapur mussten sie dann zum ersten Mal nach über 30.000 Kilometern ihr Zuhause in die Obhut eines Containerschiffes geben, denn nun steuerten sie den Fünften Kontinent an. Während Asien mit seiner Kultur faszinierte, waren Helga und Jürgen von Australiens Weiten, besonders aber von der Flora und Fauna begeistert. Die letzten 21.000 Kilometer fuhren die Reiselustigen von Darwin quer durch Down Under. Jürgen schwimmt mit einem Mantarochen und nach einigen Wochen Arbeit auf einer Schaffarm in Westaustralien besuchten sie eine Freundin, die schon vor einiger Zeit ausgewandert ist. „Wir haben Tanja vor unserer Reise im Internet kennengelernt. Daraufhin hat sie uns auf einen Kaffee eingeladen, war aber sehr verdutzt, als wir dann plötzlich vor ihrer Tür standen“, lacht Jürgen. So sehr die beiden Abenteuerlustigen die Zeit in Australien genossen haben, die Kluft zwischen den Aussis und den Aboriginies habe sie sehr bedrückt, so die beiden Weltenbummler.

Nach 20 Monaten trennten sich dann zum zweiten Mal die Wege von Helga und Jürgen und ihrem Bulli. Während ihr treuer Gefährte vier Wochen im Container Richtung Heimat schipperte, erholten sich die beiden die vier Wochen auf Langkawie, einer Insel in Malaysia. Genau dort entstand schließlich die Idee, über die Reise ein Buch zu schreiben. „Bereits während der Reise haben wir auf unserer Homepage alle zwei, drei Wochen einen Bericht über alle Erlebnisse geschrieben. Ohne unseren Orangetrotter war es teilweise so langweilig, dass Helga entschieden hat, alle Berichte ausführlicher niederzuschreiben und die Lücken zu schließen. Auch, weil es nicht viele Bücher über Weltreisen im VW-Bus gab und weil sich mehr Menschen für unsere Geschichten interessiert haben als erwartet“, erklärt Jürgen.

Helga_und_J_rgen_Die_Orangetrotter
Helga Negele und Jürgen Dommer

Die Resonanz war sogar so groß, dass die beiden das Buch „Augenblicke einer Weltreise“ – erschienen beim „traveldiary“-Reiseliteraturverlag – im Oktober vergangenen Jahres auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt haben. Doch entgegen aller Erwartungen handelt es sich nicht um einen gewöhnlichen Reiseführer. Aufgelockert durch zahlreiche Fotos, überzeugt das 246 Seiten dicke Buch mit Beschreibungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Jürgen hat eine Multivisionsshow entwickelt (ebenfalls mit dem Titel „Augenblicke einer Weltreise“) und somit für ein tolles Gesamtpaket gesorgt. Die ersten 1000 Bücher waren nach nicht einmal fünf Monaten bereits verkauft – der zweite Druck ist derzeit in Arbeit.

„Es ist ein unfassbar tolles Gefühl, wenn so viele Menschen an deinen Erlebnissen teilhaben wollen“, freut sich Helga über die enorme Resonanz.

Seit gut zwei Jahren sind Helga und Jürgen wieder zurück in Deutschland und im Arbeitsalltag angekommen. So gerne sie wieder mit ihrem „Orangetrotter“ losziehen möchten, in naher Zukunft werden sie das nicht realisieren können, da sie die gesamte Reise von ihrem Ersparten finanziert haben. Durch das Buch „Augenblicke einer Weltreise“ können sie die Reise für sich am Leben erhalten.

Heute treffen sie immer wieder Menschen, die sie während der Tour kennengelernt haben und unterstützen mit den Eintrittsgeldern ihrer Multivisionsshow, mit der sie momentan durch Deutschland touren, weiterhin die Organisation C.H.O.I.C.E.

Auf der Internetseite www.orangetrotter.de können noch mehr Informationen über diese spannende Weltreise eingeholt werden.

Seid auf Facebook immer auf dem Laufenden, wenn Helga und Jürgen vielleicht auch bald in Eurer Stadt ihre Multivisionsshow präsentieren!
www.facebook.com/Orangetrotter

 

 

 

 

 

 

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Augenblicke einer Weltreise – „56.000 km – 3 Kontinente- 20 Monate im Orangetrotter Bulli“

Mit einem VW-Bus von Deutschland nach Australien: Helga Negele und Jürgen Dommer haben sich einen Traum erfüllt und helfen mit ihren Vorträgen bei sozialen Projekten.
Einfach nach einer stressigen Arbeitswoche seine sieben Sachen packen und dem Alltag entfliehen. Einfach alles hinter sich lassen und gehen, wohin einen der Weg führt. Für viele nicht mehr als ein Traum. Ist doch der Schritt, alles hinter sich zu lassen schlicht zu groß.

Helga Negele und Jürgen Dommer haben sich dieser Herausforderung gestellt und in 20 Monaten mit ihrem 30 Jahre alten orangefarbenen VW Bus insgesamt 19 Länder durchquert. Über Indien, Nepal, Tibet/China, Laos, Thailand, Kambodscha, Malaysia und Singapur geht es mittels Schiff Richtung Darwin 20.000 Kilometer durch die Weiten Australiens.

Am Ziel
Ayers Rock: Helga und Jürgen am Ziel

Doch erst einmal von vorne: Im Jahre 2008 entschließen sich die Reisehungrigen nahezu spontan dazu, diese Reise anzutreten. Sie wollten etwas Verrücktes tun, etwas Neues sehen, einfach den Alltag hinter sich lassen, in den VW-Bus steigen und um die Welt fahren: „Eines Tages kam Jürgen frustriert von der Arbeit nach Hause und meinte: ‚Warum steigen wir nicht einfach in unseren VW-Bus und fahren los, einfach immer weiter“, schildert Helga den Grundstein der Reise und fügt hinzu: „Obwohl ich nicht so spontan und risikobereit bin, war ich von dieser Idee gleich angetan.“ Seit dem Moment konnte die beiden niemand von ihrem Vorhaben abbringen. Am liebsten wären Helga und Jürgen am nächsten Tag der Sonne entgegen gefahren.

Ihr 30 Jahre alter Bulli musste allerdings noch aufgerüstet werden – Ladeluftkühlung und Ölkühlung wurden erneuert, Solarpanelen auf dem Dach montiert sowie eine Vakuum-Toilette, eine Außendusche und eine Gasheizung installiert. Pilotensitze mit Armlehnen sorgten für den zusätzlichen Komfort. Heute überzeugt der Turbo-Diesel mit 5-Gang-Getriebe und konnte es mühelos mit den Strecken der Welt aufnehmen.

Doch so einfach machte es ihnen der VW-Bulli, auch liebevoll „Orangetrotter“ genannt, nicht. Denn: Während einer Probefahrt durch die Schweiz sind Helga und Jürgen kurz unachtsam, kommen von der Fahrbahn ab und fallen einen fünf Meter tiefen Abhang hinunter. Beide sind wohlauf, aber der Bulli ein Totalschaden. „Im ersten Moment dachten wir, dass es zu Ende ist, bevor es angefangen hat“, erinnern sich Helga und Jürgen. Doch von aufgeben keine Spur. Der Traum der Weltreise war zu verlockend und eine riesige Weltkarte an der Wohnzimmerwand ermutigte sie immer wieder.

Nach einiger Zeit hatte der Arbeitsvorbereiter bei einem der größten deutschen Wohnmobilhersteller das Fahrzeug fit gemacht. Kurzerhand wurden Jobs und Wohnung gekündigt, die wichtigsten Habseligkeiten bei Freunden untergestellt und einiges verkauft. Weiter wurden Visa für Iran, Pakistan und Indien beantragt, bevor es dann im Jahre 2009 von Memmingen endlich auf die Reise ging.

Im Gegensatz zu vielen anderen war Helga und Jürgen schon vor der Abreise klar: „Wir wollen nicht bloß reisen, sondern Bedürftigen helfen“. Von der Firma GEFRO wurden sie mit einer vierstelligen Summe gesponsert, mit der beispielsweise das Projekt „C.H.O.I.C.E“ in Kambodscha unterstützt wird, welches die beiden auf ihrer Reise kennen lernten.

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Iran – Helga schließt Freundschaft

Während die ersten Kilometer noch durch vertraute Länder in Europa führten, mussten sie im weiteren Verlauf der Reise auch Länder wie Iran und Pakistan passieren. Besonders diese Länder werden in den deutschsprachigen Medien in den vergangenen Jahren meist nur als gefährlich eingestuft. Angst hatten Helga und Jürgen trotz etlicher Warnungen nicht. Im Gegenteil: „Die Gastfreundschaft und die enorme Herzlichkeit im Iran sind überwältigend. Das Picknick mit einer iranischen Familie am Urmia Salzsee werden wir niemals vergessen“, schwärmt Jürgen.

Trotz der positiven Ereignisse lassen die negativen aber auch nicht lange auf sich warten. Knifflig wurde es bei der Ein- und Durchreise Pakistans. „Auf dem Weg nach Pakistan wurden wir auf dem letzten Teilstück des Iran schon von einer iranischen Polizeieskorte begleitet. In Pakistan begleitete uns ebenso eine Eskorte. Das ist ein komisches Gefühl, weil wir nicht einschätzen konnten, ob wir uns in Gefahr befinden oder nicht“, so Helga, die an der Kundeninformation eines Holzgroßhandels arbeitet. Der Höhepunkt war eine Übernachtung in einem Gefängnis. „In der Situation hatte ich schon Angst. Einfach aufstehen und gehen konnten wir allerdings nicht. Der nächste Flieger wartete schließlich nicht gleich an der nächsten Ecke“, erinnert sich Jürgen.

Auch nach dieser Grenzerfahrung und einer defekten Dieselpumpe auf 4000 Metern Höhe in Tibet, weit ab jeglicher Zivilisation, hatten die beiden nicht eine Sekunde über einen Abbruch der Reise nachgedacht. Im Gegenteil: Traten Probleme auf, so galt es, diese zu lösen. Wie sagt man so schön: „Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“ – so auch bei Helga und Jürgen. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich immer eine Lösung gefunden, beziehungsweise jemand, der das „Problem“ beheben kann.

In Indien sahen Helga und Jürgen das Elend direkt auf der Straße, wollten helfen, wie sie es sich in Deutschland vorgenommen haben. So einfach war das allerdings nicht. Jürgen erinnert sich noch gut an ein einschneidendes Erlebnis: „In Kathmandu wollten wir einigen Obdachlosen, die vom „Klebstoffschnüffeln“ ganz benebelt waren, etwas Gutes tun und haben in einer Bäckerei zwei große Tüten Gebäck gekauft und wollten es gerecht verteilen. Die Kinder und Jugendlichen haben sich hingegen darauf gestürzt, einer ist sogar mit einer Tüte weggerannt. Hier haben wir gemerkt, dass es bei den Menschen ums Überleben geht und man nicht einfach helfen kann.“

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Mit dem Bulli über den Himalaya nach Tibet

Weiter führte sie der Weg nach Nepal, wo sie weitere Reisende kennenlernen und beschließen, gemeinsam ins „Schmetterlingstal“ und über den Himalaya nach Tibet zu fahren. Laut den Bulli-Liebhabern ist es ein unbeschreibliches Gefühl auf einem Fünftausender zu stehen, den Blick in die Ferne schweifen zu lassen, während die Gebetsfahnen im Hintergrund wehen und die klare Luft einzuatmen. Das Unfassbare sei aber immer wieder der Gedanke, „dass wir das alles mit unserem VW-Bulli gemeistert haben.“ Wie die beiden die Wahl ihres „Orangetrotters“ trafen, kam nicht von ungefähr, war er in ihren Augen doch sehr stabil und vor allem volksnah. „Man kann unwahrscheinlich schnell Kontakte knüpfen und wenn es einem einmal zu viel wird, dann zieht man die Schiebetür zu“, so Helga über ihr knallorangenes Heim. Ursprünglich hatte Jürgen den Bulli im Jahr 2000 als Transportmittel seines Motorrads KTM-Enduro gekauft. Zu dieser Zeit war er Rennen gefahren und wollte sich nicht ständig einen Platz zum Schlafen suchen.

Tonle Sap Kambodscha
Tonle Sap Kambodscha

In Südostasien angekommen wurden die Globetrotter vom tropischem Klima empfangen. Sie erkundeten Laos und lebten eine Woche im Tigertempel in Thailand nahe Bangkok bei Kanchanaburi, wurden von Mönchen in ihrem Kloster willkommen geheißen und frühstückten mit ihnen. Doch dann gab es einen herben Rückschlag: Jürgen wird dreimal von einer Biene gestochen und erleidet einen allergischen Schock. Er entkommt nur knapp einem Herzstillstand. „In diesem Moment habe ich mein Leben an mir vorbeiziehen sehen. Dachte aber auch: Wenn es jetzt vorbei ist, dann soll es so sein, aber ich habe meinen größten Traum erfüllt und mein Leben gelebt“, fasst Jürgen seine Gedanken zusammen.

in China
Junge in China

Auch nach diesem Erlebnis denken sie nicht an einen Rückflug, wie Helga erzählt: „Auch derartige Erlebnisse gehören zu so einem Trip dazu. Es sind Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Hat man das geschafft, sind sie im Nachhinein betrachtet nicht mehr schlimm, sondern bereichernd.“ Für die Mitarbeiterin eines Holzgroßhandels gehört es zum Alltag, dass jeden Tag etwas Unvorhergesehenes passieren kann. Doch genau das sei das Aufregende.

In Kambodscha schließen sich die Memminger der Organisation „C.H.O.I.C.E“ an, einer Gruppe australischer Auswanderer, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, sich für die Ärmsten einzusetzen. Sie gingen gemeinsam einkaufen und schnürten Essenspakete, die sie vor der Stadt Phnom Phen verteilten.

In Singapur mussten sie dann zum ersten Mal nach über 30.000 Kilometern ihr Zuhause in die Obhut eines Containerschiffes geben, denn nun steuerten sie den Fünften Kontinent an. Während Asien mit seiner Kultur faszinierte, waren Helga und Jürgen von Australiens Weiten, besonders aber von der Flora und Fauna begeistert. Die letzten 21.000 Kilometer fuhren die Reiselustigen von Darwin quer durch Down Under. Jürgen schwimmt mit einem Mantarochen und nach einigen Wochen Arbeit auf einer Schaffarm in Westaustralien besuchten sie eine Freundin, die schon vor einiger Zeit ausgewandert ist. „Wir haben Tanja vor unserer Reise im Internet kennengelernt. Daraufhin hat sie uns auf einen Kaffee eingeladen, war aber sehr verdutzt, als wir dann plötzlich vor ihrer Tür standen“, lacht Jürgen. So sehr die beiden Abenteuerlustigen die Zeit in Australien genossen haben, die Kluft zwischen den Aussis und den Aboriginies habe sie sehr bedrückt, so die beiden Weltenbummler.

Nach 20 Monaten trennten sich dann zum zweiten Mal die Wege von Helga und Jürgen und ihrem Bulli. Während ihr treuer Gefährte vier Wochen im Container Richtung Heimat schipperte, erholten sich die beiden die vier Wochen auf Langkawie, einer Insel in Malaysia. Genau dort entstand schließlich die Idee, über die Reise ein Buch zu schreiben. „Bereits während der Reise haben wir auf unserer Homepage alle zwei, drei Wochen einen Bericht über alle Erlebnisse geschrieben. Ohne unseren Orangetrotter war es teilweise so langweilig, dass Helga entschieden hat, alle Berichte ausführlicher niederzuschreiben und die Lücken zu schließen. Auch, weil es nicht viele Bücher über Weltreisen im VW-Bus gab und weil sich mehr Menschen für unsere Geschichten interessiert haben als erwartet“, erklärt Jürgen.

Helga_und_J_rgen_Die_Orangetrotter
Helga Negele und Jürgen Dommer

Die Resonanz war sogar so groß, dass die beiden das Buch „Augenblicke einer Weltreise“ – erschienen beim „traveldiary“-Reiseliteraturverlag – im Oktober vergangenen Jahres auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt haben. Doch entgegen aller Erwartungen handelt es sich nicht um einen gewöhnlichen Reiseführer. Aufgelockert durch zahlreiche Fotos, überzeugt das 246 Seiten dicke Buch mit Beschreibungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Jürgen hat eine Multivisionsshow entwickelt (ebenfalls mit dem Titel „Augenblicke einer Weltreise“) und somit für ein tolles Gesamtpaket gesorgt. Die ersten 1000 Bücher waren nach nicht einmal fünf Monaten bereits verkauft – der zweite Druck ist derzeit in Arbeit.

„Es ist ein unfassbar tolles Gefühl, wenn so viele Menschen an deinen Erlebnissen teilhaben wollen“, freut sich Helga über die enorme Resonanz.

Seit gut zwei Jahren sind Helga und Jürgen wieder zurück in Deutschland und im Arbeitsalltag angekommen. So gerne sie wieder mit ihrem „Orangetrotter“ losziehen möchten, in naher Zukunft werden sie das nicht realisieren können, da sie die gesamte Reise von ihrem Ersparten finanziert haben. Durch das Buch „Augenblicke einer Weltreise“ können sie die Reise für sich am Leben erhalten.

Heute treffen sie immer wieder Menschen, die sie während der Tour kennengelernt haben und unterstützen mit den Eintrittsgeldern ihrer Multivisionsshow, mit der sie momentan durch Deutschland touren, weiterhin die Organisation C.H.O.I.C.E.

Auf der Internetseite www.orangetrotter.de können noch mehr Informationen über diese spannende Weltreise eingeholt werden.

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